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Im Schatten der geheimnisvollen Brücke

In der Tiefe eines dichten und weitläufigen Waldes, wo die Sonnenstrahlen nur spielerisch durch das Dickicht tanzten, erhob sich eine Brücke aus altem Stein. Umgeben von einem Fluss, der sanft unter ihr hindurchmähte, schien sie den Wandernden zu erzählen: hier beginnt ein Abenteuer, ein Abenteuer, das nur für die Mutigsten bestimmt ist.

Eine Ricke, nicht größer als der größte Pilz im Wald und von einem Fell so leuchtend wie Kastanien im Herbstlicht, tapste neugierig durch das Unterholz. Ihr Name machte sie neugierig auf Rätsel und Geheimnisse. Uneindeutige Flüstergeräusche hatten sie hierhergeführt, dorthin, wo die Brücke die zwei Welten des Waldes miteinander verband.

— Hallo? Ist da jemand? — rief Eine Ricke mit einer Stimme, die so klar war wie das Plätschern des Flusses. Die Stille des Morgens hallte ihre Worte wider, als ob sie sich vor der Antwort fürchteten.

Plötzlich erschien Eine Krabbe aus dem fließenden Nass, die Scheren edler als das feinste Porzellan und die Augen wacher als Eulen in der Dämmerung.

— Guten Morgen! — krächzte die Krabbe aufgeregt. — Was führt dich auf diese lichtscheue Brücke, kleiner Recke?

— Ich habe Stimmen gehört, — antwortete Eine Ricke, — und ich suche das Geheimnis dieses Ortes.

Die Krabbe nickte, deren Carapax im frühen Tageslicht wie ein verschollener Edelstein glänzte.

— Ah! Das Geheimnis der Brücke! Weißt du, es verlangt nach einem schicken Betrachter, der das Antlitz wahrlich zu schätzen weiß.

Neugier erfasste Eine Ricke sofort. Was konnte das wohl sein? Etwas Schickes? Mit diesen Worten griff die Krabbe tastend in das Moos neben dem Ufer und hob eine Krawatte hervor, die prächtiger als die Blätter im Frühling strahlte. Ihre Farben changierten mit jedem Sonnenstrahl, der sie erreichte.

— Dies, — sagte die Krabbe, als sie die Krawatte dem windhaften Licht aussetzte, — ist die Krawatte der Zeit. Sie vermag es, Brücken über Zeitalter zu schlagen.

Eine Rieke betrachtete sie staunend. Nichts in ihrem Leben hätte sie auf die Begegnung mit einem so wunderlichen Gegenstand vorbereitet.

— Wie funktioniert das? — Eine Rieke konnte das Kribbeln der Aufregung in ihren kleinen Hufen kaum noch halten.

— Sei achtsam, — warnte die Krabbe. — Eine Berührung, und die Krawatte führt dich durch die Geschichte der Welt.

Mit einer Mischung aus Furcht und Faszination berührte Eine Ricke die Seide. Wie durch Zauberei begann die Welt um sie herum zu verschwimmen und sich neu zu formen.

Sie fand sich auf der gleichen Brücke wieder, doch alles war anders. Die Steine hatten ein derbes Aussehen, die Natur schien wilder und der Fluss führte in beiden Richtungen mit ungestümer Macht. Hinter ihr erhoben sich die Stimmen einer fröhlichen Schar, Menschen, die mit Eimern und Werkzeug in den Händen emsig dem Fluss zugingen.

— Oh! Wo sind wir hier? — rief Eine Rieke erstaunt aus.

— Im Reich der Bauern und Baumeister, — erwiderte die Krabbe. — Diese Brücke wurde einst von den fähigsten Händen erbaut, um diese Welt zu vereinen.

Ein Junge lief an ihr vorbei, strauchelte beinahe über die kleine Ricke und stoppte verdutzt.

— Hey, du bist ja ein flinkes Tier! Willst du mir helfen, die Hühner zu füttern?

Die Stimme des Jungen klang wie ein freundlicher Windstoß. Eine Ricke nickte begeistert und folgte ihm zu einem Gehege, wo die Hühner gackernd auf ihr Futter warteten.

Das Tierchen half dem Jungen, verteilte das Getreide und genoss die Freude der Hühner. Die kleinen Abenteuer des Alltags hier schienen so echt und lebensfroh zu sein.

Als die Arbeit erledigt war, verabschiedete sich Eine Ricke mit einem Nicken und berührte erneut die Krawatte der Zeit. Die Welt wirbelte wieder durcheinander und mit einem leisen Puff landeten sie im nächsten Zeitalter. Ritter in schimmernder Rüstung zogen über die Brücke, und ihre Helme blitzten im Sonnenlicht.

— Wow! — Eine Ricke konnte sich das Staunen nicht verkneifen.

Doch diesmal kamen Sorgen in ihren Kopf. Obwohl die Abenteuer spannend waren, sehnte sich Eine Ricke doch zurück in ihre eigene Zeit, zu ihrem gewohnten Wald, den sie so gut kannte. Sie fragte sich, ob sie die Heimat, die ihr so vertraut wie das eigene Fell war, jemals wiedersehen würde.

Die Krabbe, als wüsste sie um das Herz des Tieres, neigte ihren Kopf voll Weisheit.

— Du musst nicht traurig sein, mein kleiner Freund. Die Zeit ist ein Fluss, der in beide Richtungen fließt. Sieh her…

Mit einem sanften Klicken öffnete die Krabbe die Krawatte und legte sie Eine Ricke um den Hals.

— Die Krawatte wird dich zurückbringen, aber denk daran, du wirst immer ein Stück von jedem Abenteuer mit dir tragen.

Mit pochendem Herzen berührte Eine Ricke erneut die Seide. Der Wald, die Brücke, selbst das Plätschern des Flusses kehrten zurück und vertrauensvoll schritt sie wieder zurück in ihre Zeit.

Zurück unter den schattigen Blätterdächern ihres Waldes, trug Eine Ricke die Krawatte nun um den Hals wie ein Talisman großer Abenteuer. Die Stimmen, die sie hierhergelockt hatten, waren verstummt, doch in ihrem Geist würden sie fortan als flüsterndes Echo ihrer bezaubernden Reisen durch die Zeit weiterleben.

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