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Ein Troll und ein zauberhafter Schmetterling

Der alte Wohnwagen mitten im Wald hatte schon viele Geschichten gesehen. An einem besonders nebligen Abend, als der Mond wie eine silberne Kugel am Himmel hing, schnappte sich Troll Torkel seine Laterne. Der Wohnwagen, in dem er lebte, leuchtete gemütlich mit seinen bunten Lichtern, die wie kleine Sterne funkelten. Torkel war ein schüchterner, aber neugieriger Troll, der es liebte, in alten Büchern zu stöbern.

–Heut’ Abend werde ich das Geheimnis des verschwundenen Sternenbuchs lösen, brummelte Torkel entschlossen und begann, die vielen Schubladen seines gemütlichen Heims zu durchforsten.

Während Torkel in den Schubladen wühlte, fiel ihm plötzlich ein kleines, buntes Objekt ins Auge. Es war ein prächtiger Schmetterling, der sich verirrte und durch ein offenes Fenster hereingeflogen war.

–Oh, du bist aber ein hübsches Geschöpf, sagte Torkel erstaunt. Der Schmetterling flatterte tänzelnd auf Torkels Hand und antwortete mit einer Stimme, die so zart wie die Flügel eines Märchenwesens klang:

–Ich bin Luna, der Schmetterling aus dem zauberhaften Sternenwald. Ich habe dein Sternenbuch gesehen!

–Mein Sternenbuch? rief Torkel aufgeregt. –Bitte erzähle mir alles!

Luna erzählte, wie das Buch mit den funkelnden Sternbildern in die Hände eines Kobolds gefallen war, der es in einer verborgenen Höhle versteckt hatte. Torkel entschloss sich, sofort zu dieser Höhle aufzubrechen, um sein kostbares Buch zurückzuholen, doch Luna hielt ihn auf.

–Warte! Du kannst diese Höhle nicht alleine finden, sprach sie zögernd, doch mutig zugleich. –Ich werde dich hinführen, aber wir müssen vorsichtig sein.

So machten sich der Troll und der Schmetterling auf den Weg durch den dichten Wald. Der Wind streichelte die Bäume, und die Nachtgeräusche schienen ihnen zuzuhören, als sie sich unter den sternenübersäten Himmel wagten.

–Diese Höhle ist von magischen Ranken umgeben, die nur bei Mondschein sichtbar sind, erklärte Luna. –Wenn wir sie finden, musst du eine besondere Melodie summen. Nur so werden sich die Ranken öffnen.

Die beiden Freunde kamen bald an eine ungewöhnlich dichte Stelle im Wald, wo die Bäume wie finstere Riesen standen. Die Luft war kühl, und silbrig-blaues Mondlicht warf geheimnisvolle Schatten auf den moosbedeckten Boden.

–Hier muss es sein, flüsterte Luna und flatterte aufgeregt umher. –Sieh doch, die Ranken erscheinen im Licht des Mondes!

Torkel erinnerte sich an die Melodie, die er in einem seiner Bücher gelesen hatte. Er schloss die Augen und summte sie leise. Die magischen Ranken begannen zu leuchten und boten einen schmalen Durchgang zur geheimnisvollen Höhle.

Im Inneren der Höhle war es kühl und dunkel, doch der Boden glitzerte von zahllosen Edelsteinen, die blitzten, als wären sie Sterne selbst. In der Mitte der Höhle lag das Sternenbuch, beleuchtet von einem sanften, blassen Licht.

–Dort ist es! jubelte Torkel, als er das Buch aufhob. Im selben Moment hörten sie ein unheilvolles Lachen hinter sich. Ein kleiner, wackeliger Kobold trat hervor, seine Augen funkelten böse.

–Glaubt ihr wirklich, ich lasse euch einfach so mit meinem Schatz gehen? knurrte er.

–Es ist nicht dein Schatz, antwortete Torkel fest. –Dieses Buch gehört zu meinem Erbe, und ich werde es zurückholen.

Der Kobold kam näher, doch Luna flog mutig vor ihn. Ihre Flügel begannen, golden zu leuchten, und das Licht blendete den bösartigen Kobold.

–Du wirst uns nicht aufhalten! rief Luna tapfer. –Zurück mit dir!

Der Kobold schrie, als das magische Licht ihn umgab, und wich zurück. Torkel nutzte den Moment und rannte aus der Höhle heraus. Luna folgte ihm und sie sahen, dass die Ranken sich wieder schlossen, als der Mond hinter den Wolken verschwand.

–Das war knapp! schnaubte Torkel, als sie endlich außer Gefahr waren. –Danke, Luna. Ohne dich hätte ich das nie geschafft.

–Freunde helfen einander, antwortete Luna und lächelte scheu.

Zurück im Wohnwagen, legte Torkel das kostbare Buch auf den Tisch und blätterte es vorsichtig durch. Die leuchtenden Sternbilder erstrahlten wieder in ihrer vollen Pracht.

–Luna, ich möchte, dass du hier bleibst, sagte Torkel. –Zusammen können wir noch viele Geheimnisse lösen.

–Das klingt wunderbar, stimmte Luna zu und umkreiste begeistert Torkels Kopf. –Ein Abenteuer endet, doch ein neues beginnt immer!

Von diesem Tag an waren der Troll und der zauberhafte Schmetterling unzertrennliche Freunde, die die wunderlichsten Abenteuer zusammen erlebten. Die nächtlichen Geschichten, die der alte Wohnwagen zu erzählen wusste, wurden durch ihre Freundschaft nur noch reicher und bunter.

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