In einem weiten Stadion, dessen Gras wie ein Meer aus Smaragden im Sonnenlicht funkelte, lebte ein Storch namens Ein. Sein langes, schlankes Bein bewegte sich geschmeidig, während er über die Tribünen stolzierte, den Blick stets auf der Suche nach einer neuen Herausforderung.
— Hallo, herrliches Sonnenlicht, begrüßte Ein den neuen Tag, während seine großen Flügel behutsam die warme Luft umarmten.
Ein war nicht irgendein Storch; er galt als der Weiseste unter den Vögeln und war bekannt für sein scharfes Auge und seine Vorliebe für Abenteuer. Er war aber auch ein wenig einsam, da kaum Vögel oder gar andere Kreaturen das Stadion betraten, das Ein als sein Zuhause betrachtete.
An diesem Morgen fühlte Ein das Kribbeln der Erwartung in seinen Federn; es war, als würde das Schicksal ihm ein Zeichen für eine nahende Veränderung senden. Mit einem kräftigen Flügelschlag stieg er in die Lüfte, die Aussicht nach etwas, oder jemandem Neuen absuchend.
Plötzlich dröhnten seltsame Geräusche durch das Stadion, die Echos klangen wie ein Gespräch, das unter dem Grün verborgen lag. Ein flog zu einer großen, klobigen Box, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Das Ding hatte einen schwarzen Bildschirm und viele Knöpfe, es sah aus wie ein Fernseher, den er mal bei einem Menschenkind durchs Fenster gesehen hatte.
— Was magst du wohl sein, und wie bist du hierhergekommen? fragte Ein skeptisch und schritt um den großen Fernseher herum.
Bevor Ein eine Antwort finden konnte, hörte er ein Rumpeln, das das Gras zum Zittern brachte. Er drehte sich um, und das, was er sah, ließ sein Herz aus purem Staunen einen Schlag aussetzen.
Ein Troll, nicht besonders groß, aber mit einer wilden Mähne und Augen wie funkelnde Edelsteine, stand am Rand des Spielfeldes. Seine Haut war wie Moos in einem alten Wald, und sein Blick war liebevoll auf den Fernseher gerichtet.
— Wer bist du, und was tust du in meinem Stadion? rief Ein und hob seinen langen Schnabel, weniger aus Ärger denn aus Neugierde.
— Ich heiße Gurin, sagte der Troll mit einer Stimme, die klang, als würde sie aus den tiefsten Höhlen der Erde hallen. Und ich bin hier, weil mein liebster Schatz, dieser Fernseher, mich hierher geführt hat.
Ein war verwirrt. Wie konnte ein Troll so an einem Fernseher hängen? Aber das Rätsel hatte seinen Eifer geweckt.
— Ich verstehe dich nicht. Wie kann ein Fernseher dich hierher bringen? Ein Storch wie ich kennt sich aus mit Wind und Wetter, nicht mit magischen Fernsehern, erwiderte Ein.
— Dieser Fernseher ist kein gewöhnlicher Fernseher. Er zeigt nicht nur Bilder aus der Menschenwelt, sondern er kann auch Türen öffnen… zu anderen Orten, zu anderen Welten, erklärte Gurin, seine waldgrünen Augen funkelten vor Aufregung.
Eins Interesse war geweckt. Eine Tür zu anderen Welten – das wäre das größte Abenteuer überhaupt!
— Und wie können wir diese Türen öffnen? fragte Ein.
Gurin lächelte breit, seine Zähne waren wie kleine, ungleichmäßige Steine.
— Ich brauche einen Freund, der mir hilft, die Geheimnisse dieses Geräts zu entschlüsseln. Zusammen könnten wir das Größte erleben!
So begann eine unwahrscheinliche Freundschaft zwischen Storch und Troll. Tag für Tag erforschten sie den Fernseher, probierten jede Kombination von Knöpfen und fanden Hinweise in den Bildern, die über den Bildschirm flimmerten.
— Siehst du das? Das könnte eine Karte sein! rief Ein, als ein Bild von einem Labyrinth über den Bildschirm huschte.
— Oder ein Hinweis auf das Passwort, das wir benötigen! Gurin sprang auf und ab und klatschte vor Begeisterung in die Hände.
Die Zeit verging, während Ein und Gurin an ihrem Geheimnis arbeiteten. Sie lernten voneinander; Ein erzählte dem Troll von den Sternen und dem Fliegen, während Gurin dem Storch die alten Geschichten des Waldes und der Erdtiefen beibrachte.
Eines Tages, als die Sonne gerade unterging und der Fernseher in einem geheimnisvollen Blau leuchtete, passierte es. Alle Bilder und Klänge passten zusammen und ein leises Summen erfüllte das Stadion.
— Ich glaube, wir haben es geschafft! Gurin stieß einen Freudenschrei aus.
Das Gras neigte sich, als würde es einen tiefen Atemzug nehmen, und dann öffnete sich vor ihnen eine Tür. Licht strömte aus der Öffnung, und Ein konnte bunte Landschaften sehen, Orte, die jenseits seiner wildesten Träume lagen.
Ein Storch und ein Troll traten gemeinsam durch diese Tür und so begann ihre Reise durch Wunderwelten, von denen sie zuvor nur zu träumen gewagt hatten. Zusammen erforschten sie die unzähligen Facetten der Freundschaft und der Fantasie und bewiesen, dass das Unmögliche möglich ist, wenn man nur den Mut hat, zu träumen und zu glauben.