In der schillernden Welt des Flughafens, wo das Dröhnen der Düsentriebwerke den Alltag bestimmte und die Menschen wie Ameisen hin und her wuselten, schlängelte sich Eine Schnecke ganz gemächlich über den schimmernden Boden der Abflughalle. Ihr Haus war so glänzend gepolstert, dass es im Lichte der großen Lampen, die vom Himmel der Decke hingen, fast golden schimmerte. Eine solche Lampe leuchtete direkt über Eine Schnecke und umhüllte sie mit einem warmen Glanz.
Die Schnecke, als Held unserer Geschichte bekannt, hatte einen besonderen Plan: Sie wollte hinaus in die große weite Welt, ferne Länder entdecken und die Geschichten sammeln, die das Leben schreibt. Um dieses Ziel zu erreichen, gab es keinen besseren Ort als den Flughafen, das Tor zur Welt.
— Entschuldigung, könnten Sie mir vielleicht helfen? — erklang eine sanfte Stimme hinter ihr.
Eine Schnecke drehte sich langsam um und sah in die neugierigen Augen einer kleinen Feldmaus, die mit einem Rucksack, der doppelt so groß schien wie sie selbst, ausgerüstet war.
— Ich bin ganz neu hier und weiß nicht, wo ich mein Flugzeug finden kann —, fuhr die Maus fort, während sie nervös mit den Barthaaren zitterte.
— Aber natürlich, — antwortete Eine Schnecke — wir sind hier am Flughafen, einem Ort voller Wege und Winkel. Es wird uns bestimmt gelingen, dein Flugzeug zu finden.
Die beiden Neuankömmlinge machten sich auf den Weg durch die Menschenmenge, vorbei an Geschäften, die alle erdenklichen Dinge anboten, und Restaurants, aus denen verlockende Düfte strömten. Die Schnecke fühlte sich ein wenig klein in dieser riesigen Halle, doch die Maus schien von Minute zu Minute mutiger zu werden.
Plötzlich hielt die Feldmaus inne und zeigte aufgeregt auf eine große Tafel mit vielen bunten Leuchtschriften und Zahlen.
— Schau, das muss die Informationstafel sein —, piepste sie.
— Aha, — murmelte Eine Schnecke — sehr interessant. Hier sollten wir herausfinden können, von welchem Gate dein Flug abgeht.
Nach einigen Momenten des Studierens und einer kurzen Diskussion mit einer freundlichen Flughafenarbeiterin, wussten sie, dass die Maus zu Gate Siebenundzwanzig musste.
— Vielen Dank, meine weise Freundin! — piepste die Maus und kuschelte sich für einen Moment an das gemütliche Haus der Schnecke.
— Kein Problem, — lächelte Eine Schnecke — aber beeil dich, du willst deinen Flug sicher nicht verpassen.
Mit diesen Worten setzte die Maus ihren Weg fort, den Rucksack schwungvoll hinter sich ziehend, und verschwand in der Menge. Eine Schnecke aber blieb zurück. Sie fühlte sich ein wenig allein, als der Lärm des Abschieds verhallte.
Doch die Abenteuerlust in ihr war ungebrochen. Sie kroch in Richtung der großen Glasfenster und betrachtete die riesigen Flugzeuge, die in den Himmel aufstiegen und herunterkamen wie Vögel aus Stahl und Glas.
— Wo mag wohl deine Reise hingehen? — fragte sich Eine Schnecke.
Sie fuhr fort mit ihrer Entdeckungsreise, vorbei an einem Café, wo die Melodie eines Klavierspieles zu hören war, weiter zu einem Souvenirladen, in dem Globen darauf warteten, die Welt mit kleinen oder großen Händen zu erkunden.
— Entschuldigung, — hörte Eine Schnecke plötzlich neben sich — suchst du etwas Bestimmtes?
Eine freundlich aussehende Flugbegleiterin im blauen Anzug mit einem strahlenden Lächeln stand neben ihr.
— Oh, ich bestaune nur die Welt um mich herum —, erwiderte Eine Schnecke.
— Na, das ist ja wunderbar, — sagte die Flugbegleiterin — aber pass auf, dass du dich nicht verläufst in dieser weiten Welt.
— Danke, ich werde aufpassen, — antwortete Eine Schnecke und setzte ihr Abenteuer fort.
Es dauerte nicht lange und Eine Schnecke bemerkte, dass sie an einem Ort angekommen war, der voller Kisten und Pakete war. Es schien, als wäre es das Herzstück des Flughafens, wo alles verschickt wurde: von Briefen, die Geschichten von Liebe und Freundschaft trugen, bis hin zu großen Kisten, die wohl unzählige Geheimnisse beherbergten.
Sie kroch neugierig an einem Stapel Kisten vorbei, als ihr Blick auf ein Paket fiel, das behutsam an einer Seite geöffnet war. Aus der Öffnung quoll ein helles Leuchten, das Einer Schnecke seltsam vertraut vorkam. Wie von magischer Hand gezogen, näherte sich Eine Schnecke dem Paket und erkannte die Lampe, die sie schon einmal in der Abflughalle gesehen hatte.
— Oh, was für ein Zufall, — flüsterte Eine Schnecke und bewunderte die Lampe, die so behaglich schimmerte wie am Anfang ihrer Reise.
Doch dann hörte sie Geräusche, Schritte, die näherkamen, und plötzlich eilte ein Mann im orangenen Overall herbei.
— Oh je, diese Lampe darf nicht kaputtgehen, sie ist für ein Museum, — murmelte er und wollte gerade das Paket schließen.
— Warte, ich kann helfen, — rief Eine Schnecke, während sie sich beeilte, das kleine Licht wieder in Position zu bringen.
— Eine Schnecke? Was machst du denn hier? — frage der Mann erstaunt.
— Ich bin auf der Suche nach Abenteuern, — erklärte Eine Schnecke stolz und zeigte auf die Lampe — und nun habe ich eines gefunden. Ich habe diese Lampe gerettet!
Der Mann lachte herzhaft und dankte Einer Schnecke. Er versicherte, dass die Lampe nun sicher verstaut sei und auf den Weg in ein neues Zuhause gebracht würde.
Nachdem sie geholfen hatte, das kulturelle Erbe zu bewahren, fühlte sich Eine Schnecke sehr zufrieden mit sich selbst. Es war ein aufregender Tag gewesen und die Sonne neigte sich schon dem Horizont zu. Die Schnecke beschloss, sich einen ruhigen Ort zu suchen, um sich von den Strapazen des Tages zu erholen. Sie fand ein kleines Beet voller grüner Blätter, das in einer Ecke des Flughafentreibens beinahe vergessen schien. Hier rollte sie sich zusammen und blickte ein letztes Mal auf die Lampe, die nun sicher auf ihre Reise vorbereitet wurde.
So endete der Tag voller Überraschungen und heldenhafter Taten, und Eine Schnecke träumte schon von den nächsten Abenteuern, die sie am Flughafen, dem Tor zur Welt, erleben würde.