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Der Klang der Tapferkeit

In einer kleinen Stadt, bekannt für ihre bunten Häuser und fröhlichen Märkte, stand mitten im Herzen ein altes Schulgebäude. Die Wände der Schule hatten so viele Geschichten erlebt, dass ihre Steine bei Lauschen zu flüstern schienen. Gerade heute war eine ganz besondere Aufregung zu spüren.

Herr Anton, der Wachtmeister des Ortes, war für sein mutiges Herz und sein breites Lächeln bekannt. Stets hatte er für jedes Problem ein offenes Ohr und für jedes Abenteuer den richtigen Mut. Er trug eine schicke Uniform, die so blau war wie der klare Himmel über der Stadt, und pfeifte eine beschwingte Melodie, als er die Schwelle der Schule überschritt.

— Guten Morgen, Herr Wachtmeister Anton! — rief Frau Wunderlich, die Schulleiterin, mit ihrer Stimme, die stets klang, als würde sie gleich in ein fröhliches Lied ausbrechen.

— Einen wunderschönen Morgen, Frau Wunderlich! — antwortete Herr Anton. — Welches Abenteuer führt mich heute hierher?

Frau Wunderlich teilte ihm mit Sorge mit: — Das Klavier! Unser kostbares Klavier im Musikzimmer ist still. Kein Ton verlässt die Tasten, und unser Schulchor ist so traurig darüber. Wir brauchen Ihre Hilfe!

Das Klavier war der Stolz der Schule; Es glänzte in tiefem Schwarz und trug in seinen Klängen die Magie von tausend Liedern. Die Kinder liebten es sehr und hatten sogar den Namen Majestät der Melodien dafür erfunden.

Herr Anton, erpicht darauf, das Geheimnis zu lösen, lächelte mutig und sagte: — Nun, dann schauen wir mal, was diesem Klavier fehlt.

Gerade als er den Musikraum betrat, sah er ein kleines Mädchen, das alleine auf einer Bank saß und traurig auf die schweigenden schwarzen und weißen Tasten blickte. Ihr Name war Lina. Ihr Haar glänzte wie ein goldener Herbsttag und ihre großen, fragenden Augen hatten die Farbe des Ozeans.

— Warum so traurig, kleine Freundin? — fragte Herr Anton gütig.

— Das Klavier, es spricht nicht mehr mit uns, — antwortete Lina mit einer Stimme, so sanft wie der Flügelschlag eines Schmetterlings.

Herr Anton setzte sich an das stolze Klavier. Er öffnete den Deckel, um die Geheimnisse im Inneren zu enthüllen, und untersuchte sorgfältig jedes Detail. Lina beobachtete ihn mit funkelnden Augen.

— Schau, ein Staubkorn könnte die feinen Mechanismen blockieren oder eine Saite ist vielleicht gerissen. Die Wissenschaft der Töne ist so delikat wie ein Spinnennetz im Morgentau.

Er versuchte eine Melodie zu spielen, aber keine Note erklang. Lina rutschte näher auf der Bank und ihre Neugier wuchs.

— Könnte es ein Zauberspruch sein? — scherzte Herr Anton und zauberte ein Zwinkern auf Linas Gesicht.

— Mein Großvater hat mir von alten Legenden erzählt, — flüsterte Lina nun mit glitzernden Augen. — Er sagte, Musik käme von zauberhaften Wesen, die in den Instrumenten leben.

— Zauberhafte Wesen, hm? — Herr Anton nickte nachdenklich. — Vielleicht braucht unsere Majestät der Melodien einfach ein wenig Zauber.

Er verschloss den Deckel des Klaviers und schlug einen Plan vor. — Lina, holst du mir das dickste Buch mit Noten, das du finden kannst, und einige lebendige Blumen vom Schulgarten?

Lina nickte eifrig und war im Nu verschwunden. Sie kehrte bald mit einem alten Notenbuch unter dem Arm und einem Strauß bunter Blumen zurück. Herr Anton legte die Blumen behutsam auf das Klavier und blätterte das Notenbuch durch.

— Manchmal, — begann er, während er eine Seite mit einer sehr alten, fast vergessenen Melodie aufschlug, — muss man nur die richtige Melodie finden, um den Zauber zu wecken.

Er fing an, die Melodie zu summen, und bat Lina, mit zu summen. Zu zweit, ihre Stimmen vereint in einem sanften Duett, füllte sich der Raum mit dem Lied der Hoffnung.

Just in diesem Moment, als wäre es auf ein stummes Signal hin geschehen, erklangen plötzlich zarte Töne aus dem Klavier. Eine Saite, dann eine zweite, fingen an zu singen.

— Das Klavier! Es spielt von selbst! — Lina klatschte in die Hände.

Es war, als hätte das Instrument die Zuneigung gefühlt und die Schönheit des gemeinsamen Gesangs erblickt. Das Klavier spielte die alte Melodie, während Lina und Herr Anton voll Staunen und Freude zuhörten.

Die Legende sagte, Instrumente müssten ihre Freude aus den Herzen der Musikliebhaber schöpfen, und so war es auch hier geschehen. Das Klavier hatte die Freude in den Herzen von Herrn Anton und Lina gespürt und ihnen seine Musik zurückgeschenkt. Die Melodie strömte durch die offenen Fenster und rief die Kinder zusammen, die lachend und singend zum Musikraum eilten.

Das Klavier wurde wieder zur belebten Majestät der Melodien, und die Geschichte von dem Tag, an dem der Wachtmeister und ein kleines Mädchen mit ihrem Zauber die Musik zurück in die Schule brachten, würde von den Wänden des Gebäudes noch lange geflüstert werden.

Von diesem Tag an gab es eine besondere Verbundenheit zwischen Lina, Herrn Anton und dem Klavier. Sie hatten bewiesen, dass mit ein klein wenig Mut, einem großen Herzen und der Magie der Musik jedes noch so stille Instrument wieder Leben finden kann. Und das, liebe Kinder, ist die Geschichte von dem Klang der Tapferkeit, der weit über die Grenzen der kleinen Stadt hinaus zu hören sein wird.

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