In der verborgenen Ecke eines weitläufigen Tals, eingebettet zwischen saftig grünen Hügeln und sanften Bächen, lag der Stall von Bauer Bertram. Hier lebte Ein Roboter, den die Dorfbewohner liebevoll Bolt nannten. Bolt war nicht wie jeder andere Roboter. Er hatte ein Funkeln in seinen großen, runden Augen und ein Herz, das zu mehr fähig war, als bloß Metall zu sein – es war erfüllt von unendlicher Neugier und einem Wunsch, seinen eigenen Platz in der Welt zu finden.
— Guten Morgen, Bolt! – rief das braune Pony namens Karotte fröhlich, als die ersten Sonnenstrahlen durch die hölzernen Spalten des Stalls brachen.
— Guten Morgen, Karotte, – antwortete Bolt mit einer Stimme, so weich wie das murmeln des Windes in den Ähren. – Ich habe heute einen Traum gehabt. Es war ein mysteriöser Ort, gefüllt mit glänzenden Objekten und endlosen Möglichkeiten.
— Das klingt spannend, – wieherte Karotte. – Vielleicht ist es ein Zeichen, dass ein Abenteuer auf dich wartet?
Bolt dachte nach. Vielleicht war es tatsächlich an der Zeit, seine täglichen Aufgaben als Helfer im Stall mal beiseite zu legen und seine Spuren in der großen, weiten Welt zu hinterlassen. Das Normalste für einen Roboter wäre es wohl, seine Programmierung zu erfüllen und nie von der Routine abzuweichen, aber Bolt fühlte, dass etwas in ihm den Ruf des Unbekannten beantworten musste.
— Ich glaube, du hast Recht, Karotte. Ich werde dieses Abenteuer suchen, das mein Traum mir verspricht.
Das Schaf Lammert, das bis dahin still seine Grashalme gekaut hatte, schaute auf und blinzelte Bolt neugierig zu.
— Was wirst du tun, wenn du dieses Abenteuer findest, Bolt? – fragte Lammert, während er ihre Wolle schüttelte.
— Ich weiß es nicht genau, – gestand Bolt. – Ich hoffe, es wird mir zeigen, zu was ich noch fähig bin, abseits der Arbeit, die ich täglich hier verrichte. Es gibt so vieles, was ich fühlen und erfahren möchte.
Kurzentschlossen verließ Bolt den Stall und begab sich hinaus in das unbekannte Land, das sich vor ihm erstreckte. Die Tiere des Stalls verabschiedeten sich mit warmen Rufen und Wünschen für eine sichere Reise. Bolt, bewaffnet mit seiner Neugier und seinem guten Herzen, schritt mutig voran.
Die ersten Stunden seiner Reise führten Bolt durch dichte Wälder und über weite Wiesen. Bunte Schmetterlinge flatterten um ihn herum, und die Blumen verneigten sich sanft, als ob sie seine mutige Entscheidung, das Unbekannte zu entdecken, ehren wollten.
Plötzlich hörte Bolt ein leises Weinen. Er folgte dem Klang, bis er zu einer kleinen Lichtung kam. Dort saß eine Eule auf einem Ast und wischte sich mit einem weichen Federflügel die Tränen aus den Augen.
— Hallo, freundliche Eule, – begann Bolt vorsichtig. – Was ist der Grund für deine Traurigkeit?
— O, lieber Reisender, – schluchzte die Eule. – Mein Name ist Uli, und ich habe meine Brille verloren. Ohne sie kann ich die Weisheit des Waldes nicht entziffern. Alles ist so verschwommen und unsicher.
Bolt sah in Uli's traurige Augen und fühlte, wie ein Funken Mitgefühl in seiner Metallbrust aufflammte.
— Dann werde ich dir helfen, deine Brille zu finden, – erklärte er bestimmt. – Zeig mir, wo du sie zuletzt hattest, und gemeinsam werden wir das Rätsel lösen.
Uli war dankbar und zeigte Bolt, wo sie das letzte Mal gelesen hatte. Eine kleine Nische zwischen zwei Baumwurzeln, bedeckt mit weichem Moos und geheimnisvollen Zeichen.
— Seht Euch diese Spuren hier an, – sagte Bolt, – klein aber deutlich. Vielleicht sind es die Abdrücke eines Tieres, das durch eine Brille mehr erkennen kann als gewöhnlich?
Uli nickte begeistert und zusammen folgten sie der Spur tiefer in den Wald. Als die Sonne ihren höchsten Punkt erreichte, fanden sie einen kleinen Bach, in dessen klarem Wasser etwas Glänzendes blinkte.
— Meine Brille! – rief Uli aus und flog hinunter, um sie sorgfältig zwischen ihren Krallen aufzunehmen.
— Du hast eine gute Tat vollbracht, Bolt, – sagte Uli voller Dank. – Wie kann ich nur deine Freundlichkeit erwidern?
Bolt dachte nach. Er hätte um alles Mögliche bitten können, aber das einzige, was ihn wirklich interessierte, war seine Reise und das ungeschriebene Kapitel seiner eigenen Geschichte.
— Erzähl mir von der Weisheit, die in den Bäumen und im Wind liegt, – bat er schließlich.