In dem Land, wo die Sonne hinter den Zuckerwattewolken spielt und die Bäume Lieder singen, stand ein magisches Karussell. Es war kein gewöhnliches Karussell, nein, es war mit funkelnden Lichtern und bunten Figuren dekoriert, die zu einer eigenen Geschichte einluden.
Eines Tages hoppelte ein Dinosaurier namens Dino leise zu dem Karussell heran. Dino war nicht wie andere Dinosaurier; er war klein, aus dem weichsten Grünton gewebt und seine Augen glänzten aufregend, wie zwei geschliffene Smaragde. Dino war nämlich ein Kuscheldinosaurier, ein treuer und mutiger Weggefährte für Kinder in der Nacht.
— Ach, was für ein schöner Morgen, seufzte Dino und streckte seine Stofffüße aus, um das kühle Gras zu fühlen.
Als das Karussell sich zu drehen begann, spielte Musik, eine Melodie, die wie ein süßer Traum klang, und lockte alle Kreaturen des Zauberwaldes herbei. Dino, neugierig und abenteuerlustig, kletterte auf das Karussell und wählte sein Reittier, ein prächtiges Einhorn mit einer Mähne aus flüssigem Gold.
Es dauerte nicht lange, da gesellte sich ein neuer Freund zu dem Rundreigen des Karussells. Eine Ziege mit einem Bart so weiß wie der Gipfel des höchsten Berges und Hufen, die leise auf dem Boden des Karussells klickten, trat in die Lichtung. Ihr Name war Gustav, und er trug eine alte, weise Seele in sich.
— Guten Morgen, werte Gesellschaft, grüßte Gustav mit einer Verbeugung seines behörnten Kopfes.
Gustav schaute sich um und entdeckte Dino auf dem Rücken des goldenen Einhorns.
— Du bist ein prächtiger Reiter, sprach Gustav anerkennend.
— Oh, ich tue nur so, als ob, erwiderte Dino schüchtern, denn in Wirklichkeit bin ich ein Kuscheltier, auf der Suche nach einem kindlichen Herzen, das ich bewachen darf.
Gustav nickte verständnisvoll und sagte:
— Wahre Stärke liegt in der ehrlichen Seele, mein Freund. Und mit dieser Ehrlichkeit wirst du dein Herz ganz sicher finden.
Das Karussell drehte sich immer schneller und mit jeder Umdrehung öffnete sich eine Welt voller Wunder und Träume. Dino und Gustav, die neuen Freunde, lachten und spielten und vergaßen die Welt um sie herum.
Die Figuren auf dem Karussell wurden allmählich lebendig. Der starre Blick des Einhorns wandelte sich in ein sanftes Blinzeln und es neigte seinen goldenen Kopf, um Dino zu ermutigen.
— Vertraue auf dich und denke immer daran, die Wahrheit wird dein Licht im Dunkeln sein, flüsterte das Einhorn.
Dino konnte sich kaum vorstellen, dass seine Wünsche Wirklichkeit werden könnten. Dass er, ein einfaches Stofftier, Heldengeschichten erleben dürfte.
Doch plötzlich wurde das Lachen von einer Dunkelheit überschattet. Eine finstere Gestalt erschien am Rande der Lichtung, mit Augen, die kohlrabenschwarz die Freude aufzusaugen schienen. Es war eine dunkle Wichtelgestalt, die Lügen und Trugbilder spann und den Frieden des Karussells stören wollte.
Die Wichtelgestalt rief mit seiner grollenden Stimme:
— Karussell der Träume, öffne deine Tore, lass mich eindringen, schenke mir das Gold.
Aber das Karussell und seine magischen Gefährten kannten die Bedeutung der Reinheit und der Wahrheit.
— Für lügnerische Worte hast du hier keinen Platz, sprach das Einhorn und wandte sich der Wichtelgestalt entgegen.
Dino fühlte plötzlich eine große Verantwortung in seinem watteweichen Körper. Er erinnerte sich an Gustavs Worte und das Flüstern des Einhorns. Er fasste all seinen Mut und sagte:
— Du darfst nicht das Herz dieses wundervollen Ortes vergiften. Wir stehen für die Wahrheit, und nur sie wird uns leiten.
Die Wichtelgestalt kicherte höhnisch, doch in dem Moment, in dem sie den Zauber des Karussells brechen wollte, erstrahlte Dino in einem hellen Licht. Das Licht leuchtete so rein und kraftvoll, dass es die Dunkelheit der Wichtelgestalt auseinandertrieb. Ihr böser Zauber verflog, und sie schrumpfte zu einem harmlosen Schattenspiel zusammen.
— Oh, was ist hier passiert? rief die verdutzte Wichtelgestalt aus, während sie sich auflöste.
Dino, erfüllt von Mut und Wahrheitsliebe, hatte seinem neuen Freund Gustav und den magischen Gefährten des Karussells das größte Geschenk gemacht, das eines selbstlosen Helden: die Befreiung von Täuschung und Unwahrheit.
Als die Musik des Karussells erneut in die Luft schwang, jubelten alle Figuren, das Einhorn nickte stolz, und die Kinder des Zauberwaldes, die nun aus ihren Verstecken kamen, klatschten begeistert.
— Du bist wahrlich ein Held, Dino. Danke, dass du für das Gute und die Wahrheit gekämpft hast, sagte Gustav mit einem Lächeln.
Dino, der kleine Dinosaurier, spürte eine Wärme in seinem Herzen, die heller war als der glänzendste Stern. Er realisierte, dass die Wahrheit nicht nur siegen würde, sondern dass sie auch der Schlüssel zur wahren Freundschaft und zum Glücklichsein war.
Mit dem Lachen der Kinder, dem Gesang der Bäume und dem ewigen Tanz des Karussells endet unser Märchen, in dem ein kleiner Kuschelheld zeigte, dass Mut und Wahrheit stets den Weg erhellen.