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Der Himmelsheld und der geheimnisvolle Mantel

Über den Wolken, wo die Luft dünn und die Gedanken frei schweben, geschehen zuweilen Dinge, die unsere Herzen höher schlagen lassen. Hoch oben, in einem großen, schnellen Flugzeug, spielte sich eine Geschichte ab, die von Mut und Abenteuer zeugte. Die Sonne hatte sich soeben hinter den endlosen Horizont verabschiedet, tauchte die Wolken in ein flammendes Rot und verhieß eine ruhige Nacht. Doch der Schein trog.

In der Kabine des Flugzeugs war alles ruhig. Kinder lachten, während sie in ihren Büchern blätterten oder mit kleinen Spielzeugen hantierten. Erwachsene vertieften sich in Gespräche oder schlummerten sanft in ihren Sitzen. Doch einer unter ihnen schlief nicht. Es war Ludwig, ein tapferer Feuerwehrmann, der nun auf dem Weg in den wohlverdienten Urlaub war. Er saß entspannt da, seine Augen ruhten auf einem Buch, doch jederzeit bereit, zu helfen, wenn Not am Mann sein sollte.

Plötzlich wurde Ludwigs Aufmerksamkeit von einem ungewöhnlichen Geräusch auf der anderen Seite des Gangs geweckt. Es kam aus der Sitzreihe, wo ein kleiner Junge mit einem großen, dunkelblauen Mantel in den Händen saß. Der Mantel schien älter als die Zeit selbst zu sein, mit seltsamen Symbolen bestickt, die im spärlichen Licht der Kabine silbern schimmerten.

— Du, Herr Feuerwehrmann, kannst du mir sagen, was diese Zeichen bedeuten? — fragte der Junge mit einem Blick so neugierig, als wäre er ein Entdecker in fremden Ländern.

Ludwig war überrascht. Woher wusste der Junge, dass er Feuerwehrmann war? Er hatte keine Uniform an, nur sein vertrautes Lächeln, das er stets bei der Arbeit trug.

— Nun, ich kenne mich mit Feuer besser aus als mit alten Zeichen, aber lass uns mal schauen —, sagte er und lächelte den Jungen an.

Ludwig nahm den Mantel behutsam in die Hände, betrachtete die Symbole und stellte fest, dass sie nicht nur eingestickt, sondern wie mit einem Zauber in den Stoff gewebt waren. Da flackerte plötzlich ein Licht auf, und das gesamte Flugzeug begann zu rütteln.

— Was ist das? — erschrak eine Dame, die zwei Reihen vor Ludwig saß und sich ängstlich an ihren Sitz klammerte.

Die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter hasteten durch den Gang, um die Passagiere zu beruhigen, während der Kapitän über die Sprechanlage verkündete:

— Liebe Gäste, bitte bewahren Sie Ruhe, es scheint ein kleines technisches Problem zu sein, das wir gleich unter Kontrolle haben werden.

Doch Ludwig bemerkte, dass das Licht und Rütteln genau in dem Moment begonnen hatten, als er den Mantel berührt hatte. Er faltete den Mantel behutsam zusammen und gab ihn dem Jungen zurück.

— Es ist besser, wenn wir ihn erstmal weglegen —, flüsterte er.

Der Junge nickte verständnisvoll. Doch der Frieden währte nicht lange. Ein plötzliches, heftiges Schütteln durchfuhr das Flugzeug, und ein ohrenbetäubender Knall ließ alle aufschrecken. Durch die Fenster sahen die Passagiere, wie Funken aus einem der Triebwerke züngelten.

— Keine Sorge, ich kümmere mich darum —, sagte Ludwig mit fester Stimme, stand auf und bewegte sich in Richtung der Kabinentür. Sein Herz klopfte stark, aber seine Ausbildung als Feuerwehrmann hatte ihm beigebracht, Ruhe zu bewahren, wenn andere in Panik geraten.

Ein Mitglied der Crew eilte herbei und wirkte besorgt.

— Gibt es irgendwas, das ich tun kann? — fragte Ludwig die Flugbegleiterin.

— Bleiben Sie bitte sitzen, wir —, doch ehe sie ihren Satz beenden konnte, wurde sie von einem weiteren Ruck unterbrochen.

Ludwig sah in das Gesicht des Jungen, der den Mantel nun fest umklammerte, als ob er sich von ihm Hilfe erhoffte.

— Ich denke, dieser Mantel ist kein gewöhnlicher Mantel, mein Junge. Erzähl mir, wo hast du ihn gefunden? — fragte Ludwig.

— Er war schon immer in meiner Familie. Meine Oma hat mir gesagt, er sei magisch, aber ich dachte, dass sind nur Geschichten —, erzählte der Junge und blickte Ludwig mit großen, angstvollen Augen an.

Ludwig spürte, dass dieser Mantel tatsächlich der Schlüssel zur Lösung des Problems war. Er bat den Jungen um Erlaubnis, ihn erneut nutzen zu dürfen.

— Wir müssen zusammenarbeiten —, sagte er, und der Junge nickte entschlossen.

Mit dem Mantel in den Händen konzentrierte sich Ludwig darauf, die Symbole zu aktivieren. Er erinnerte sich an die alten Legenden seiner Heimat, in denen von Kleidungsstücken erzählt wurde, die besondere Kräfte hatten. Mit festem Griff führte er seine Finger über die Zeichen, und plötzlich begann der Mantel, in einer warmen und beruhigenden Farbe zu leuchten.

Die Atmosphäre im Flugzeug veränderte sich. Die Luft wurde ruhiger, obwohl das Triebwerk immer noch Funken sprühte. Ludwig stand auf und breitete den Mantel aus, was er normalerweise tun würde, um ein Feuer zu löschen. Er wickelte den leuchtenden Stoff um seine Schultern. Von diesem Moment an veränderte sich alles.

Mit jedem Schritt, den Ludwig durch den Flugzeugrumpf machte, folgte ihm eine Spur der Ruhe, und das Schütteln ließ nach. Die Passagiere beobachteten ihn, als wäre er ein Held aus einem Märchenbuch – der Himmelsheld in einem Mantel, der das Chaos besänftigte.

Er näherte sich der Kabinencrew, die Zugang zu den Rettungsausrüstungen gewährte.

— Wir müssen das Feuer im Triebwerk irgendwie eindämmen —, sagte Ludwig bestimmt.

Die Mannschaft nickte und folgte seinen Anordnungen. Sie wussten, dass sie einem Mann mit außergewöhnlichen Fähigkeiten gegenüberstanden.

Zum Glück war in dem Flugzeug eine Löschvorrichtung installiert, die von außen aktiviert werden konnte. Ludwig kannte solche Vorrichtungen, und mit Hilfe des mysteriösen Mantels, der ihm eine seltsame Klarheit und Entschlossenheit verlieh, betätigte er den Mechanismus.

Der Mantel strahlte eine beruhigende Kraft aus, die Ludwig zu leiten schien. Als das Feuer im Triebwerk unter Kontrolle war und die Maschine stabil lief, seufzte Ludwig erleichtert und kehrte zu seinem Platz und dem kleinen Jungen zurück.

— Du hast das toll gemacht, Ludwig. Du bist wirklich ein Himmelsheld —, sagte der Junge mit einem dankbaren Lächeln.

Ludwig gab den magischen Mantel zurück und sah dem kleinen Helden in die Augen.

— Wir haben das beide geschafft. Und dieser Mantel… Ich glaube, er wollte dir zeigen, dass die Geschichten deiner Großmutter wahr sind —, flüsterte Ludwig.

Die restliche Reise verlief ruhig. Die Kinder spielten wieder, die Erwachsenen sprachen oder ruhten sich aus, und der kleine Junge hielt seinen Mantel fest an sich gedrückt, während Ludwig neben ihm saß und ein Auge auf die Sicherheit aller hatte.

Als das Flugzeug sicher landete und die Passagiere ausstiegen, konnte man sehen, wie sie Ludwig mit Respekt und Bewunderung ansahen. Sie wussten, dass sie eine Reise erlebt hatten, die sie niemals vergessen würden, und dass sie einen echten Helden kennengelernt hatten – einen Helden, der bewiesen hatte, dass Mut und ein bisschen Magie wahrhaftige Wunder bewirken können.

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