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Das Rätsel der Wassermühle

In einer kleinen Stadt, versteckt zwischen sanften Hügeln und weiten Feldern, plätscherte ein munterer Bach. Dort, wo das Wasser am lebhaftesten sprudelte, stand eine alte Wassermühle mit knarzenden Rädern, deren Flügel sich träge drehten. Eines Tages, als der Himmel so blau wie das Federkleid eines Eichelhähers war, kroch eine außergewöhnliche Schlange namens Eine aus ihrem Versteck unter dem dichten Blattwerk der Uferbüsche.

— Was für ein herrlicher Tag, um etwas Neues zu entdecken! sprach Eine zu sich selbst.

Das Schuppenkleid von Eine schimmerte in allen Farben des Regenbogens, als sie sich elegant und geschmeidig am Ufer entlangschlängelte. Ihre Augen glitzerten vor Neugierde, denn jede Falte der Erde, jede Blume und jeder Stein schien ihr eine Geschichte zu erzählen.

Als Eine sich der Wassermühle näherte, spürte sie etwas Sonderbares. Eine merkwürdige Stille lag über dem Platz, doch das gewöhnliche Rattern und Rauschen der Mühle war nicht zu hören. Neugierig näherte sie sich dem großen Eichenholztor. Das Tor war angelehnt, sodass Eine problemlos hindurchschlüpfen konnte.

Im Innern entdeckte Eine einen großen, leeren Raum. Die riesigen Zahnräder standen still und das Mühlrad bewegte sich keinen Millimeter. Mitten im Raum lag ein Gegenstand, der dort überhaupt nicht hinzugehören schien – ein Regenschirm, farbenfroh wie Eines Schuppen und mit Mustern verziert, die aussahen, als hätte der Frühling selbst seine Finger im Spiel gehabt.

— Nanu, was haben wir denn hier? murmelte Eine verwundert.

Plötzlich hörte Eine ein Grollen, und ein Schatten huschte im oberen Teil der Mühle vorbei. Quiekende Holzdielen verkündeten die Anwesenheit eines anderen Wesens. Die Schlange duckte sich, bereit, bei Bedarf zu fliehen oder sich zu verteidigen.

— Wer bist du, und was machst du hier? rief Eine mutig in die Höhe.

Eine Gestalt kam in Sicht, mit flauschigem Fell und großen Kulleraugen, die im schwachen Licht funkelten.

— Hallo, ich bin Wuschel, der Mühlengeist, antwortete die Gestalt. Und ich könnte dich dasselbe fragen!

Eine erhob sich soweit es ihre Schlängelnatur erlaubte und neigte respektvoll ihren Kopf.

— Ich bin Eine, eine Schlange voller Abenteuerlust. Ich habe dieses Rätsel hier entdeckt, sagte Eine und nickte zum Regenschirm hinüber.

Wuschel kletterte geschickt herunter und schnupperte neugierig am Regenschirm.

— Aha! Mit diesem Fund hast du das Geheimnis der Mühle berührt, sagte Wuschel mit einem wissenden Blick.

— Wie meinst du das? fragte Eine gespannt.

— Die Mühle ist verzaubert, erklärte Wuschel. Dieser Regenschirm gehört dem Müller, der einmal hier wirkte und ein Meister der Wetterkünste war. Doch seit er fort ist, fehlt ein Teil des Zaubers.

— Was können wir tun, um den Zauber zurückzubringen? fragte Eine, die Augen erfüllt von Abenteuerlust.

Wuschel lächelte verschmitzt.

— Wir müssen die Geschichte des Müllers entwirren. Jeder Gegenstand in dieser Mühle hat eine eigene Geschichte.

Sie beschlossen, gemeinsam das Geheimnis zu lüften. Dabei erforschten sie jeden Winkel der Mühle, jeden verborgenen Raum und jeden versteckten Schuppen.

Eines Tages, als sie in einer Ecke, bedeckt von Spinnweben und Staub, suchten, fanden sie ein altes Buch. Seine Seiten waren vergilbt, die Tinte an manchen Stellen verblasst. Beherzt schlug Eine das Buch auf und fand die Geschichte des Müllers.

— Sieh nur, diese Geschichte hat magische Wege! rief Eine begeistert.

Mit jedem gelesenen Wort und jeder umgeblätterten Seite begannen die Räder der Mühle sich zu bewegen, zuerst langsam, dann immer schneller. Das Knarren des Holzes mischte sich mit den Geschichten des alten Müllers, seine Abenteuer, die Liebe zum Handwerk, und wie er mit dem Regenschirm das Wetter über den Feldern bestimmt hatte.

— Wir haben es geschafft! Die Mühle lebt wieder, rief Wuschel freudig.

Eine Schuppen glänzten ein letztes Mal, als die beiden Freunde hinaus auf die Felder schauten. Die Wassermühle war nicht mehr nur ein stummer Zeuge der Vergangenheit, sondern nun ein belebter Ort voller Geschichten und Geheimnisse, bereichert durch die Freundschaft einer neugierigen Schlange und eines flauschigen Mühlengeistes.

Mit dem Rhythmus des Mühlrads und dem Glanz des bunten Regenschirms waren Abenteuer und Zauber zurückgekehrt in die kleine Stadt zwischen den sanften Hügeln. Und so lebten Eine und Wuschel weiterhin ihre Geschichten, während die Wassermühle, erfüllt von Leben und Freude, die Zeit begleitete.

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