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http://Das%20Abenteuer%20der%20Müden%20Maus%20und%20des%20Weisen%20Lamas%20-%20Eine%20Geschichte%20von%20Koalia%20Stories

Das Abenteuer der Müden Maus und des Weisen Lamas

In der flirrenden Hitze der Savanne, wo die Sonne wie eine feurige Kugel am Himmelszelt stand und der Wind Geschichten aus fernen Landen sang, lebte eine kleine, abenteuerlustige Maus. Eine Maus, die fernab jeder Maus-Norm war, denn statt in einem gemütlichen Feld zu wohnen, hatte sie es sich unter einem knorrigen Baobab-Baum bequem gemacht. Nicht gerade der Ort, wo man eine Maus erwarten würde, doch Eine Maus war keine gewöhnliche Maus.

Eines Morgens, als der Horizont in sanften Orangetönen glühte, wurde Eine Maus von einem seltsamen Geräusch geweckt. Es klang wie das leise Flöten eines Grashalmorchesters, gemischt mit dem Knistern vertrockneter Blätter. Neugierig schnupperte Eine Maus in die Luft, roch die würzigen Düfte der Savanne, und beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen. Schnell schlüpfte sie aus ihrem knusprigen Blätterbett und huschte auf kleinen, flinken Pfoten davon.

Kaum hatte sie eine von Termitenhügeln gesäumte Lichtung erreicht, begegnete sie einem Wesen, so elegant, dass seine bloße Anwesenheit die Luft zu tanzen schien. Vor Eine Maus stand Ein Lama, majestätisch und ruhig, mit einem Fell, das die Farben des Sonnenuntergangs einzufangen schien.

— Guten Morgen, flüsterte Eine Maus, und ihr Stimmchen verlor sich fast in der Weite der Savanne.
— Guten Morgen, junge Maus, erwiderte das Lama mit einer Stimme, die tief und beruhigend war wie das Grollen ferner Donner.

Die beiden standen sich einen Moment lang schweigend gegenüber, bis Eine Maus die Stille brach.

— Was treibt ein Lama in die Savanne? Ich dachte, ihr lebt in den Bergen.

Ein Lächeln schien sich in den Augen des Lamas zu verbergen, als es antwortete.

— Ach, die Welt ist voller Wunder und geheimer Pfade. Manchmal führt uns das Leben an Orte, die wir selbst in unseren wildesten Träumen nicht zu betreten wagen. Ich bin auf der Suche nach der Goldenen Grasflöte, von der es heißt, sie bewahre die Melodien des Windes.

Eine Maus spitzte die Ohren. Eine Goldene Grasflöte, die die Melodien des Windes bewahrte? Das klang nach dem größten Abenteuer, das sich eine kleine Maus nur erträumen konnte. Ohne zu zögern bot sie dem Lama ihre Gesellschaft an.

— Ich will dir helfen. Ich kenne die Savanne wie meine eigene Westentasche, also führe ich dich. Gemeinsam sollten wir die Goldene Grasflöte finden können.

Das Lama nickte dankbar, und zusammen machten sie sich auf den Weg. Die Savanne breitete sich vor ihnen aus wie ein endloses Mosaik aus goldenen Gräsern, akazienbestandenen Sichelinseln und verschwommenen Silhouetten ferner Berge. Die Sonne war nun völlig aufgegangen, sie badete die Landschaft in ein warmes Licht, und die ersten Tiere erwachten zum Leben.

So begann ihre Reise, an deren Ende sie auf allerlei Getier trafen; von neugierigen Erdmännchen, die in ihren Gangsystemen verschwanden, bis zu stolzen Giraffen, die hoch über den Baumkronen nach zarten Blättern schnappten.

— Ich frage mich, ob die Tiere hier etwas über die Goldene Grasflöte wissen, sinnierte Eine Maus, während sie unter dem Bauch eines riesigen Elefanten durchhuschte.

— Es ist möglich, erwiderte das Lama. — Doch wisse, dass wahre Weisheit oft in den leisesten Stimmen liegt.

So beschlossen sie, bei ihrer Suche nicht nur die großen und lauten Tiere um Rat zu fragen, sondern auch die kleinen und unscheinbaren, die oft übersehen wurden.

Tage vergingen bei ihrer Suche, und sie erlebten manches Abenteuer. So halfen sie einem verirrten Nashornbaby, seine Mutter wiederzufinden, lernten, wie man im Einklang mit dem Rhythmus eines zebraherzengetakteten Galopps durch die Gräser wirbelte, und standen unter einem Sternenhimmel, der so klar war, dass es schien, die ganze Milchstraße wolle auf die Erde herabfallen.

Jedoch von der Goldenen Grasflöte fehlte jede Spur.\widgets/templates/image_resizeewbery Oft setzten sie sich am Ende des Tages nieder, Eine Maus und das Lama, und schauten in die Ferne, wo die Berge schliefen und die Sterne wachten.

— Wir werden sie finden, sagte das Lama eines Abends, und seine Stimme war so zuversichtlich, dass Eine Maus nicht anders konnte, als auch daran zu glauben.

Eines Morgens aber, gerade als der Wind eine brisegetragene Melodie spielte, führte sie ihr Weg zu einem alten, verborgenen Teich, dessen Wasser still und klar war. Und genau da, inmitten der Wasserpflanzen und Libellentänze, erblickten sie sie – die Goldene Grasflöte. Sie lag auf einem schimmernden Stein, so fein gearbeitet, dass man meinen könnte, sie sei ein direktes Geschenk des Windes selbst.

— Wir haben sie gefunden, flüsterte Eine Maus und konnte ihr Staunen nicht verbergen.

Das Lama neigte sich hinab, hob die Flöte sacht auf und blies hinein. Eine Melodie, so rein und schön, dass es schien, als würde die Savanne lauschen, erfüllte die Luft. Tiere kamen von überall herbei, angezogen von dem Zauber der Töne. Sie tanzten und drehten sich im Einklang mit der Musik, in einer Feier des Lebens und des gemeinsamen Glücks.

Eine Maus und das Lama sahen sich an, ein Lächeln auf den Lippen, ein Leuchten in den Augen. Sie hatten mehr als nur eine Legende gefunden; sie hatten Freundschaft, Mut und das Wissen, dass auch die kleinste Maus und das weiseste Lama zusammen Großes vollbringen konnten.

Von da an waren die beiden nicht mehr allein. Zusammen erkundeten sie weitere Wunder der Welt, fanden neue Freunde und gaben den Melodien des Windes ein Zuhause. Denn in der Hitze der Savanne, unter dem weiten, sternenbestickten Himmel, war alles möglich – solange man nur an die Magie glaubte und das Herz offen hielt für die Abenteuer, die noch kommen sollten.

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