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Der Jäger und die Geheimnisse des Zauberses

In einem weit entfernten Königreich, tief im Herzen eines verwunschenen Waldes, glitzerte ein geheimnisvoller See, der von den alten Bäumen ehrfurchtsvoll umarmt wurde. Dieser See hatte die Gabe, dass er all jenen, die seine Ufer betraten, die Geheimnisse der Geduld und Ausdauer offenbarte. Von diesem See handelt unsere Geschichte, und von einem Jäger, der mehr als nur das Wild im Wald zu betrachten wusste.

Der Jäger, dessen Name Jorik war, lebte in einer kleinen Hütte am Rande des Waldes. Sein Herz schlug für die Natur, und er kannte die Laute jedes Tieres, den Duft jeder Blüte und den Klang des Windes, wenn er durch die hohen Wipfel strich. Jorik war nicht nur ein Jäger, er war auch ein Hüter des Waldes, der es liebte, seine Geheimnisse zu erforschen.

— Jorik! Hast du denn heute schon das Wild gefunden, das du zu suchen gedachtest? rief ihm eines Morgens seine gute Freundin, die alte Eule Hulda zu, als sie auf dem Ast einer alten Eiche hin- und herschaukelte.

— Mein liebes Hulda, das Wild ist heute nicht mein Ziel. Ich spüre, dass der See etwas für mich bereithält, etwas, das weit über das Jagen hinausgeht, antwortete Jorik voller Entschlossenheit.

Er schritt durch das Dickicht, ließ das Rascheln der Blätter und das Knacken der Äste unter seinen robusten Stiefeln hinter sich. Der Duft des Waldes erfüllte seine Lungen, und er spürte, wie jede Faser seines Körpers sich dem Zauber der Wildnis hingab. Schließlich erreichte er den See, dessen Wasser in der Sonne tanzten und schillerten wie ein Spiegel aus flüssigem Kristall.

Jorik stand am Ufer, atmete tief ein und beobachtete die perfekte Stille des Wassers. Kein Wellenschlag war zu hören, kein Fisch sprang aus dem Wasser. Doch obwohl alles ruhig schien, wusste Jorik, dass diese Stille täuschte.

Ein zarter Schimmer, feiner als der Hauch des Morgentaus, stieg plötzlich aus der Mitte des Sees auf. Und dort, auf einer schimmernden Wasseroberfläche, stand eine Fee, so zart und schön, dass sie wie eine Blüte wirkte, die lebendig geworden war. Ihre Flügel waren von der Farbe des Morgenhimmels, und ihr Lächeln leuchtete heller als die Sonnenstrahlen, die sich auf den Wellen spiegelten.

— Jorik, Jäger des Waldes, ich kenne dein Herz und deine Träume, sprach sie mit einer Stimme, die klar und melodisch war wie das Plätschern eines Baches.

— Wer bist du? Und was führt dich her zu mir an diesen Ort? fragte Jorik verwundert.

— Ich bin Alina, Hüterin des Zauberses, und ich bin hier, um dir eine Lektion zu erteilen. Eine Lektion, die jenseits der Jagd liegt und tief in der Magie dieser Welt verwurzelt ist, erklärte die Fee.

— Und was mag das für eine Lektion sein? Ich bin ein einfacher Jäger und kein Zauberlehrling, entgegnete Jorik bescheiden, aber die Neugier brannte in seinen Augen.

— Geduld, Jorik, und Beharrlichkeit. Du wirst hier jeden Tag kommen müssen, um eine einzige kleine Kiesel zu holen und ihn am anderen Ende des Waldes niederzulegen. Und das musst du tun, bis der Mond in voller Blüte über dem Himmel steht, erklärte Alina mit einem schelmischen Funkeln in den Augen.

— Aber was wird das bewirken? ist es nicht ein sinnloses Vorhaben? wunderte sich Jorik, der nicht verstand, was ihn dies lehren sollte.

— Du wirst sehen, Jorik, du wirst sehen. Die Antwort liegt nicht immer auf der Hand, manchmal muss sie Stein für Stein offenbart werden, sagte Alina, bevor sie sich auflöste und in der Lichtung zurückließ, die wieder vom Leben des Waldes erfüllt wurde.

Von da an besuchte Jorik jeden Tag den See, fand einen Kiesel und trug ihn zum anderen Ende des Waldes. Die Tage wurden zu Wochen, und die Wochen zu Monaten. Der Jäger spürte, wie sich sein Geist veränderte und sein Körper sich an die tägliche Aufgabe gewohnte. Er sah, wie die Pflanzen um ihn herum wuchsen und gediehen, wie die Tiere des Waldes ihn zu beobachten schienen und die Bäume ihm zu flüstern schienen.

Die Zeit war gekommen. Der Mond hing voll und prächtig am Himmel, und Jorik legte den letzten Kiesel nieder. Plötzlich spürte er, wie der Boden unter seinen Füßen zu beben begann und sich vor ihm ein Weg öffnete, ein Pfad, gelegt aus all den Kieseln, die er über Monate hinweg getragen hatte.

Alinas Lachen perlte durch die Luft, als sie neben ihm erschien.

— Siehst du, Jorik? Mit Geduld und Ausdauer hast du mehr erreicht, als du dir je hättest erträumen lassen. Durch deine Hände hat sich ein neuer Weg durch den Wald gezogen, ein Weg, der anderen helfen wird, ihren eigenen Pfad zu finden, hörte er Alina sagen.

Jorik, einst nur ein Jäger, stand nun da, als ein Lehrer der Geduld, als ein Schöpfer von Wegen, als ein Freund der Tiere und Pflanzen und als ein Vertrauter der Feen. Und in dieser Nacht, unter dem vollen Mond, verstand Jorik, dass jeder Tropfen, jede Handlung, so klein sie auch sein mochte, zusammenkommen konnte, um etwas Wunderbares zu schaffen.

Er dankte Alina, der Fee vom Zauberses, die ihm dieses Geschenk der Weitsicht gegeben hatte, und verwandelte sich in den Hüter des neuen Weges, den er mit nichts als Beharrlichkeit und dem tiefen Glauben an das Werk des eigenen Lebens erbaut hatte.

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