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Die geheimnisvolle Tasche auf dem Zauberberg

In einem versteckten Winkel der Welt, wo die Berge den Himmel zu kitzeln schienen und die Blumen in allen erdenklichen Farben leuchteten, lebte eine besonders neugierige Ziege namens Eine. Zu den Besonderheiten ihres behaglichen Heimatberges gehörten nicht bloß die grasgrünen Hänge und die schillernden Kristallseen, sondern vor allem die unzähligen Geschichten, die sich um den sagenumwobenen Zauberberg rankten.

Eine war stets von einer tiefen Sehnsucht getrieben, mehr über den Zauberberg zu erfahren und die Geheimnisse zu ergründen, die in seinem Nebel verborgen lagen. Bevor sich Eine jedoch auf eine solche Reise wagte, pflegte sie sich mit ihrem besten Freund, einem alten, weisen Baum im Tal, zu beraten.

— Was denkst du, sollte ich mich wirklich auf den Weg machen? fragte Eine den Baum eines Morgens, während sie seiner knorrigen Rinde den Kopf schmiegte.

— Meine liebe Eine, der Zauberberg birgt viele Mysterien, und wer weiß, welche Wunder du erleben könntest. Doch bedenke, dass große Abenteuer auch Mut und Weisheit erfordern, erwiderte der Baum mit einem Rascheln seiner Blätter.

Mit diesen Worten im Ohr und einer Tasche voller proviantgefüllter Blätterbündel und kristallklaren Gebirgsquellwasser, begann Eine ihren Aufstieg. Die frische Bergluft strich sanft durch ihr Fell und mit jedem Schritt wuchs ihre Vorfreude.

Am Fuße des Zauberbergs erreichte unsere Heldin einen Pfad, der von leuchtenden Steinen gekennzeichnet war. Sie schienen zu flüstern, als sie darauf trat, und mit jeder Wegbiegung fühlte sich Eine als würde sie tiefer in eine andere Welt eintauchen. Bald umhüllte sie ein leichter Nebelschleier, der alles um sie herum in ein sanftes Grau tauchte.

Als der Nebel sich langsam lichtete, erblickte Eine eine klare Lichtung und in ihrer Mitte stand… Ein Einhorn! Es war ein Wesen von solch majestätischer Schönheit, dass Eine erst einmal sprachlos verweilte. Das Einhorn trug ein schimmerndes Fell, das die Farben des Regenbogens zu reflektieren schien, und aus seiner Stirn ragte ein spiralförmiges, perlmuttartiges Horn.

— Grüße dich, wandernde Ziege, begann das Einhorn mit einer Stimme, sanft wie der Wind durch die Wipfel der Bäume.

— Oh! Ähm… Guten Tag, stotterte Eine, noch ganz benommen von der überraschenden Begegnung.

— Was führt dich auf den Pfad des Zauberbergs? fragte das Einhorn und seine Augen funkelten wie Sterne am Nachthimmel.

— Ich möchte die Geheimnisse des Berges lüften, erzählte Eine, nun mutiger, und meiner Neugier folgen. Ich habe gehört, es soll hier etwas geben, das die Welt in einem anderen Licht erscheinen lässt.

— Du sprichst von der Tasche des Zeitenwandlers, vermutete das Einhorn, während es seinem Blick in die Ferne schweifen ließ.

— Die Tasche des… was? fragte Eine, der vor Aufregung fast das Herz hüpfte.

— Die Tasche des Zeitenwandlers ist ein uraltes Artefakt, das die Kraft besitzt, die Grenzen von Zeit und Raum zu überbrücken. Doch sie liegt verborgen, bewacht von Prüfungen und Rätseln, erklärte das Einhorn.

Der Gedanke an ein solches Wunderding ließ Eine nicht mehr los. Sie bat das Einhorn, ihr zu helfen, die Tasche zu finden. Wider Erwarten willigte das Einhorn ein, jedoch unter einer Bedingung.

— Du musst mir versprechen, die Tasche weise zu nutzen. Die Macht, die sie birgt, könnte sonst schnell zur Gefahr werden, warnte das Einhorn eindringlich.

— Ich verspreche es, sagte Eine mit erhabener Entschlossenheit. So machten sie sich gemeinsam auf den Weg, durchquerten geheimnisvolle Wälder und überquerten leuchtende Bäche, immer tiefer in das Herz des Berges hinein.

Unterwegs begegneten sie den unterschiedlichsten Kreaturen: sprechenden Steinen, die Rätsel aufgaben, und Vögeln mit farbenfrohen Federn, deren Gesang Karten gleichkam. Eine lauschte genau, behielt ihre Fragen im Kopf und setzte die Teile behutsam zu einem Wegweiser zusammen.

Bis sie schließlich vor einem tiefen Abgrund standen. Ihre Augen suchten nach einem Pfad, doch das einzige, was sie fanden, war eine dünne Brücke aus gespannten Regenbögen.

— Wie sollen wir das überqueren? fragte Eine.

— Vertraue mir, sagte das Einhorn und schritt voran. Der Regenbogen trug sie, als wären es festes Land, und auf der anderen Seite erwartete sie eine Höhle, deren Wände in tausend Farben funkelten.

Im Inneren der Höhle entdeckten sie schließlich eine schlichte, lederne Tasche – so unscheinbar und doch erfüllt von einer unerklärlichen Magie.

— Du hast sie gefunden, die Tasche des Zeitenwandlers. Doch bevor du sie öffnest, erinnere dich an dein Versprechen, mahnte das Einhorn.

Eine nickte ehrfürchtig und berührte vorsichtig die Tasche. In diesem Moment entfaltete sich eine Welle aus Licht, die sich um sie herumwob, und als die Ziege hineinsah, erblickte sie nicht nur unzählige Welten, sondern auch die Vergangenheit und die möglichen Zukünfte.

Die Erkenntnisse und das neue Verständnis, das Eine daraus gewann, ließen sie erkennen, dass Wissen sowohl eine Last als auch eine Bereicherung sein kann. Sie fasste einen Entschluss und sah das Einhorn an.

— Ich werde die Tasche nicht für mich behalten, sondern sie hier verbergen. Lass uns gemeinsam dafür sorgen, dass sie nur dem begegnen mag, der sie aus den richtigen Gründen sucht.

So kehrte Eine schließlich zurück zu ihrem heimatlichen Tal, reicher um eine Freundschaft und im Herzen erfüllt von Weisheit, die sie fortan mit allen teilen würde, die bereit waren, ihr zuzuhören. Und irgendwo auf dem Zauberberg wartet die Tasche des Zeitenwandlers, verborgen und doch bereit, ihre Geheimnisse mit dem zu teilen, der sie weise zu nutzen weiß.

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