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Der Wolf und die Zaubertörtchen

In einer dichtbewaldeten Region, wo Fuchs und Hase einander gute Nacht sagen, lag verborgen zwischen den massiven Stämmen alter Eichen eine kleine, aber besondere Bäckerei. Diese war nicht nur wegen ihrer einzigartigen Lage etwas Besonderes, sondern auch wegen der köstlichen Geheimnisse, die sie barg. An diesem Ort begann eine der zauberhaftesten Geschichten, die je zwischen Lebkuchenwänden und Zuckergussdächern erzählt wurden.

Wolfram, so hieß der Held unserer Geschichte, war ein junger, aber bereits weise erscheinender Wolf. Sein Fell glänzte silbrig im Mondlicht, und seine gelben Augen leuchteten vor Neugierde und Abenteuerlust. Wolfram unterschied sich von seinen Artgenossen vor allem durch seine übergroße Vorliebe für Süßigkeiten. Wo immer der Geruch von frischgebackenem Kuchen oder knusprigen Keksen in der Luft lag, war Wolfram nicht weit.

An einem klaren Herbstmorgen, als die ersten Sonnenstrahlen die Nebelschleier über dem Wald durchbrachen, erreichte Wolfram die kleine Bäckerei. Doch etwas stimmte nicht. Wo sonst heitere Stimmen und das Geräusch klappernder Backutensilien zu hören waren, herrschte nun eine gespenstische Stille. Vorsichtig, mit den Sinnen eines geborenen Spürwolfs, näherte sich Wolfram dem Eingang der Bäckerei.

–Guten Tag? Ist hier jemand? –, rief Wolfram zögerlich. Doch seine Worte verflogen ungehört im kühlen Herbstwind.

Plötzlich und ohne Vorwarnung schlug die Tür mit einem lauten Knall zu und verschloss sich wie von Geisterhand. Wolfram, der nie zuvor vor einem Rätsel zurückgescheut war, fühlte gleichzeitig ein Kribbeln der Aufregung und ein Fünkchen Angst. Er war nicht allein.

Aus dem Schatten der Backstube trat eine Gestalt, die zunächst nur schemenhaft zu erkennen war. Ihre Augen funkelten im Dunkeln, ihre Hände waren mit Mehlpuder bestreut und in der Luft hing ein schwacher Duft von Lavendel und alten Büchern.

–Willkommen, mein pelziger Freund. Ich bin Klara, die Hüterin dieser magischen Bäckerei. –, sagte die Gestalt, und als sie näher trat, erkannte Wolfram, dass es eine Hexe war. Ihr Haar war so schwarz wie die Nacht, und ihr Gewand schimmerte in den Farben des Waldes.

Wolfram, der nie zuvor eine echte Hexe getroffen hatte, war fasziniert und ein wenig eingeschüchtert. Doch Klaras Lächeln war warm und einladend.

–Ich brauche deine Hilfe, Wolfram. Etwas sehr Wertvolles wurde aus meiner Bäckerei gestohlen – das Rezeptbuch meiner magischsten Zaubertörtchen. Diese Törtchen haben die Kraft, die Traurigkeit zu vertreiben und Freude zu spenden. Ohne das Buch kann ich die Törtchen nicht backen, und die Welt würde ein klein wenig dunkler. –, erklärte Klara mit einem Anflug von Sorge in ihrer Stimme.

Wolfram, dessen Herz so groß war wie sein Appetit auf Süßes, zögerte keine Sekunde.

–Ich werde dir helfen, Klara. Wir werden das Buch zurückholen. –, versprach er mit einer Entschlossenheit, die seinesgleichen suchte.

Gemeinsam folgten Wolfram und Klara einer Spur aus verzauberten Krümeln und geheimnisvollen Hinweisen, die sie tief in den Wald und über magische Bäche führten. Unterwegs begegneten sie sprechenden Eichhörnchen, tanzenden Blumen und einem grummeligen, aber herzensguten Troll, der sie schließlich zur Höhle des Diebes führte.

Mit Klugheit und einer Prise Hexenmagie gelang es Wolfram und Klara, das kostbare Rezeptbuch zurückzuerobern. Doch anstatt den Dieb zu bestrafen, bot Klara ihm eine zweite Chance und lehrte ihn die wahre Magie, die in Freundlichkeit und Mitgefühl liegt.

Zurück in der Bäckerei, mit dem Rezeptbuch sicher in ihren Händen, bereiteten Klara und Wolfram die zauberhaftesten und leckersten Törtchen vor, die die Welt je gesehen hatte. Ihre Freude und ihr Gelächter erfüllten den Wald, und von diesem Tag an war die magische Bäckerei ein Ort, an dem jeder willkommen war, ein Stückchen Glück zu finden.

Und Wolfram? Unsere mutige Held wurde der treuste Helfer und Freund, den Klara je haben könnte. Gemeinsam sorgten sie dafür, dass die Magie der Freundlichkeit und des Teilens niemals aus der Welt verschwand.

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