Inmitten der Stadt, wo die Häuser hoch in den Himmel ragten und die Straßen so geschäftig waren wie ein Bienenstock, gab es eine Feuerwache, die nicht ganz von dieser Welt zu sein schien. Ihre Tore waren aus glänzendem Metall gefertigt, und die Dachspitzen erinnerten an die Zinnen einer Burg. Es war ein Ort, an dem nicht nur Brände gelöscht, sondern auch unglaubliche Abenteuer erlebt wurden.
Ritter Roland, bewaffnet mit Mut und einer glänzenden Rüstung, war der Beschützer dieser besonderen Feuerwache. Sein Herz klopfte vor Aufregung, denn heute sollte er eine ganz besondere Herausforderung meistern. Etwas, von dem er sich nie hätte träumen lassen, erwartete ihn in den Hallen der Wache.
— Hallo Ritter Roland! Guten Morgen! — riefen die Feuerwehrleute, die fröhlich ihre Ausrüstung polierten und die Löschfahrzeuge auf Hochglanz brachten.
Roland lächelte breit und erwiderte die Grüße. Dann schnappte er sich sein Fahrrad, ein strahlend rotes Gefährt, das ebenso kühn und tapfer aussah wie er. Es war ein besonderes Fahrrad, denn im Falle einer Not konnte es fliegen, schnell wie der Wind. Mit einem herzhaften Tritt in die Pedale schwang sich Roland in den Sattel und radelte durch die große Fahrzeughalle.
Plötzlich, als er um eine Ecke bog, stand ihm ein Wesen gegenüber, das er in einer Feuerwache niemals erwartet hätte. Vor ihm auf einem Stapel alter Schläuche saß ein Troll!
Der Troll hatte die Größe eines kleinen Kindes, seine Haut war von einem Moosgrün, und sein Lächeln zeigte zwei Reihen glitzernder Zähne. Sein Name war Tobi, und sein Lachen war so ansteckend, dass Roland nicht anders konnte, als selbst zu grinsen.
— Guten Morgen, wer bist du denn? — fragte Roland verwundert und stieg vom Fahrrad.
— Guten Morgen! Ich bin Tobi, der Troll. Ich habe mich hierher verirrt und suche den Weg zurück in meinen Wald, — antwortete Tobi.
Roland schaute sich um. Die Feuerwache war in der Tat ein Ort voller Wunder, aber ein Wald war weit und breit nicht zu sehen.
— Du bist also auf der Suche nach einem Abenteuer? — fragte der Ritter neugierig.
— Na klar! Ich bin immer für ein Abenteuer zu haben! — rief Tobi aus.
— Dann schnall dich fest, wir werden dich zurückbringen, aber zuerst erleben wir ein kleines Abenteuer. Spring auf! — Roland klopfte auf den Gepäckträger seines Fahrrads.
Tobi hüpfte behände herunter und schwang sich auf das Fahrrad. Mit einem beherzten Tritt in die Pedale setzte Roland wieder an, und das unfassbare geschah: Das Fahrrad hob sanft von Boden ab und schwebte durch die Halle der Feuerwache.
Die Feuerwehrleute staunten nicht schlecht, als sie den Ritter und den Troll auf dem fliegenden Fahrrad durch die Lüfte sausen sahen. Sie jubelten und winkten dem ungewöhnlichen Duo zu.
Es dauerte nicht lange, und das Fahrrad schwebte aus dem Tor der Feuerwache hinaus in die Stadt. Die hohen Gebäude zogen unter ihnen vorbei, und Tobi rief begeistert:
— Das ist ja besser als jede Trollachterbahn im Wald!
Roland lachte und sagte: — Halte dich gut fest, Tobi, jetzt geht's richtig los!
Auf dem Rücken des wunderbaren Fahrrads flogen sie über blühende Parks und lebendige Plätze, überquerten blitzende Flüsse und bahnten sich ihren Weg durch die aufsteigende Morgensonne.
Doch das Abenteuer wartete nicht nur über den Wolken. Eine Dringlichkeit erfüllte plötzlich die Luft. Das knisternde Geräusch eines Alarms ertönte aus der Richtung der Feuerwache, und ein roter Schein in der Ferne deutete auf Ungemach hin. Roland sah hinab und erkannte, dass nicht weit von der Feuerwache ein Feuer ausgebrochen war.
— Tobi, wir können nicht zögern. Unten braucht jemand unsere Hilfe! — rief Roland.
Mit einem beherzten Nicken stimmte Tobi zu, und zusammen neigten sie das Fahrrad in Richtung des Rauchs. Wie ein glühender Pfeil schoss das Fahrrad hinab, zielgerichtet und so schnell, dass der Wind ihnen um die Ohren pfiff.
Sie landeten vor einem kleinen Haus, aus dessen Fenstern dichte Rauchschwaden quollen. Ohne einen Augenblick zu verlieren, stürzten sich Roland und Tobi ins Getümmel, um gemeinsam mit den Feuerwehrleuten den Brand zu löschen.
Wasserstrahlen zischten durch die Luft und der Rauch begann sich zu verziehen. Die Bewohner des Hauses standen sicher draußen und beobachteten, wie die Flammen nachließen. Tobi, der noch nie zuvor ein Feuer gesehen hatte, staunte über die Geschicklichkeit und den Mut der Feuerwehrleute und natürlich über die Tapferkeit seines neuen Freundes, des Ritters.
Als die Flammen endlich gelöscht waren und alle in Sicherheit waren, kehrten Ritter Roland und Troll Tobi zurück zur Feuerwache. Den aufgeregten und dankbaren Anwohnern winkend, stiegen sie wieder auf das wundersame Fahrrad.
Mit einem triumphierenden Lächeln sagte Tobi: — Das war das tollste Abenteuer meines Lebens, Ritter Roland! Ich danke dir!
— Du warst ein großer Held, Tobi! Jetzt lass uns dein Zuhause finden, — erwiderte Roland, und zusammen flogen sie dem Sonnenuntergang entgegen, der den Himmel in ein Meer aus Gold und Purpur tauchte.
Sie flogen über Felder und Täler, bis sie endlich den Wald erreichten, der Tobias Zuhause war. Als sie landeten, wurde Tobi sofort von seinen Trollfreunden fröhlich begrüßt. Sie waren erstaunt über die unglaublichen Geschichten, die Tobi zu erzählen hatte.
Roland wurde wie ein Held gefeiert und versprach, bald wiederzukommen. Mit einem letzten Winken schwang er sich erneut auf sein Fahrrad und flog zurück zur Feuerwache, bereit für das nächste Abenteuer.
Und Tobi, der kleine Troll, wusste, dass er eine wahrlich außergewöhnliche Freundschaft gefunden hatte. Immer, wenn er durch die Bäume schaute und hinüber zu der glänzenden Feuerwache sah, huschte ein Lächeln über sein Gesicht.
So endete der Tag für Ritter Roland und Troll Tobi, deren Mut und Freundschaft alle Bewohner der Stadt begeisterten und die Legende der Feuerwache um ein märchenhaftes Abenteuer reicher machten.